Vater-Sohn-Alpencross 2017
[Reisebericht] [YouTube-Video]Die Idee
Dieses Jahr war es soweit: Zum ersten Mal wollte ich eine Vater-Sohn-Transalp wagen! Was gibt es Besseres, als mit dem eigenen Kind ein einwöchiges Abenteuer auf zwei Rädern zu erleben? Mein Sohn war inzwischen 13 Jahre alt – und hatte das Alter, die Ausdauer und die Fahrtechnik, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Ich hatte ihn ja schon bei unseren gemeinsamen Allgäutouren und den Besuchen im Bikepark erlebt – der Junge konnte fahren. Und er hatte Bock. Besonders auf die Trails. Je mehr, desto besser.
Eins war von Anfang an klar: Wir wollten keine Rentner-Route auf schnurgeraden Radwegen. Mein Sohn wollte Action – und das bitte auf möglichst vielen Trails. Also war die Via Claudia Augusta in ihrer Originalform raus. Zwar bildete sie die Grundstruktur der Strecke, aber ich musste sie kräftig würzen. Gleichzeitig sollte das Uphill-Pensum moderat bleiben. Klar: Ein paar Höhenmeter müssen sein, aber ich wollte ihn nicht jeden Tag mit ewig langen Anstiegen quälen. Also lag die Lösung wie so oft in einer durchdachten Kombination aus Seilbahnen und Trailabschnitten. Und natürlich im perfekten Timing.
Und noch etwas war diesmal anders: Alle Übernachtungen wurden im Voraus gebucht. Biwakausrüstung? Blieb zuhause. Das reduzierte nicht nur das Gepäckgewicht drastisch, sondern sorgte auch für eine gewisse Planbarkeit – zumindest was die Etappenziele betraf. Das war allerdings leichter gesagt als getan. In der Ferienzeit ein Bett für eine Nacht zu finden, das nicht gleich den halben Monatslohn verschlingt, ist in vielen Gegenden ein Geduldsspiel. Dutzende Telefonate, etliche Absagen und manch schrulliger Pensionswirt später hatte ich schließlich alle Unterkünfte unter Dach und Fach. Der Rucksack war fast leer – der Kopf voller Vorfreude.
Pässe/Gipfel:
- Schützensteig (1450 m)
- Grubigstein (2000 m)
- Krahberg (2200 m)
- Klasjungerkopf (2160 m)
- Madritschjoch (3110 m)
- Meriz (1440 m)
- Treni (930 m)
Die Route
Ich habe versucht, das Optimum aus Trailspaß, Machbarkeit, Technik, Abenteuer und Vater-Sohn-Erlebnis herauszuholen. Ob es wirklich so gut aufgehen würde wie erhofft, würden wir bald sehen. Aber ich war mir sicher: Wenn alles klappt, wird das eine Transalp, die wir beide nie vergessen. Eine Woche Trailfieber, 7000 Tiefenmeter, Aussicht satt – und jede Menge gemeinsamer Erinnerungen.

Unsere Transalp startet klassisch in Füssen. Wir beginnen mit einem bekannten Trail zur Bleckenau, genießen die Aussicht, dann geht's über den Schützensteig hinunter zum Plansee – einer meiner Lieblingsspots in der Gegend. Auf dem Zugspitz-Panoramaweg fahren wir weiter nach Lermoos.
Hier kommt unsere erste Gondel zum Einsatz: Die Seilbahn auf den Grubigstein bringt uns auf 2000 Meter Höhe. Und dann: der legendäre Blindsee-Trail! Ein echtes Highlight gleich zu Beginn. Über den Fernpass rollen wir weiter nach Fernstein und folgen der klassischen Via Claudia über Nassereith und Imst bis Zams im Inntal.
Hier wartet die nächste Bahn: Mit der Venetbahn gondeln wir hoch zum Krahberg. Von dort erhoffte ich mir eine spaßige Trailabfahrt über die Pillerhöhe und weiter runter bis Prutz – ein Flowfeuerwerk in mehreren Akten.
Dann steht eine eher gemäßigte Etappe an: auf der Via Claudia über Pfunds nach Nauders. Doch auch hier hatte ich wieder einen spaßigen Höhenmeterjoker parat: Eine weitere Seilbahn bringt uns zum Klasjungerkopf – dort wartet ein Trailgenuss mit Aussicht bis Graun am Reschensee. Danach rauschen wir auf dem Radweg mit ordentlich Tempo das Vinschgau hinab. Der nächste große Anstieg bringt uns auf gut 1200 Hm Höhe nach Sulden. Wenn’s sein muss, gäbe es dort auch ein Bike-Taxi – ich hoffe, es wird nicht nötig sein.
Die Seilbahn bringt uns auf bequeme Weise hoch zur Schaubachhütte (2580 m). Dort beginnt der eigentliche Kracher der Reise: 500 Höhenmeter schieben wir uns weiter empor bis zum Madritschjoch auf 3110 Meter – der höchste Punkt unserer Transalp! Und dann: der absolute Downhill-Wahnsinn. Vom Joch geht es über die Zufallhütte durch das Martelltal zurück ins Vinschgau – ein echtes Trailmonster, technisch und atemberaubend. In Latsch steht eine spontane Entscheidung an: Entweder nochmals mit der Seilbahn hoch nach St. Martin für den Trail nach Tschars – oder direkt über die Via Claudia weiter nach Naturns und Meran. Mal sehen, wie die Kräfte sind.
Nach dieser Königsetappe gönnen wir uns einen lockeren Tag: Von Meran geht es auf dem Radweg entlang der Etsch nach Bozen. Dort schlagen wir noch einen Haken über den Kalterer See – Pflichtstopp für ein Eis – und landen schließlich in Auer, unserem nächsten Übernachtungsort.
Am darauffolgenden Tag rollen wir weiter durch das Etschtal bis Mezzolombardo. Dort wechseln wir auf Bus und Seilbahn, um nach Santel und weiter mit dem Lift nach Meriz (Dosso della Rocca) zu gelangen. Der dortige Bikepark bietet nicht nur Panoramablicke, sondern auch einen technischen Trail, der uns über Andalo zum Molvenosee führt. Dort geht’s am Ufer entlang nach Süden, bis wir schließlich in San Lorenzo in Banale unser Tagesziel erreichen.
Am letzten Tag wird es nochmal spannend. Über Ponte Arche und Dasindo kurbelen wir durch das Val Lomasone – möglichst ohne viel Verkehr. Ein letzter Aufstieg bringt uns auf etwa 930 Meter Höhe in die Nähe des Croce di Bondiga. Hier beginnt das letzte noch unbekannte Trailabenteuer – ein potenzielles Schmankerl zum Abschluss. Danach landen wir in Arco, wo wir die letzten 8 Kilometer gemütlich auf Radwegen bis nach Torbole am Gardasee ausrollen.

Gesamtstrecke: 400 km
Gesamtanstieg: 6.000 Hm
Gesamt-Downhill: 12.070 Hm
Bei sieben Tagesetappen erwarten uns durchschnittlich etwa 860 Hm und 57 km pro Etappe.
Die Rückreise
Die Rückreise von Rovereto nach München erfolgt per Bahn. Die Tickets und insbesondere die Fahrradreservierungen habe ich vorab gebucht.